1990
Direkt nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze habe ich vom 5.1.–21.3.1990 eine Reise längs des Sperrgebiets in die DDR unternommen.
Ich folgte dem sich auflösenden Bauwerk von der Ostsee bis zum Brocken. Die Stimmungslage und das Lebensgefühl der Menschen, die zwischen den Zäunen lebten, interessierten mich. Ich suchte nach Bildern jenseits des Vorhangs.
Das Sperrgebiet wirkte auf mich, wie ein Brennglas. Die Zeit dort war stehen geblieben und offenbarte das gesellschaftliche Geflecht in der DDR. Ich näherte mich dem Phänomen Grenze von verschiedenen Standpunkten. So entstand ein fotografisches Essay über Desorientierung und Entfremdung, über Konfusion und Einsamkeit.
NIEMANDSZEIT. Keine Stunde Null.
Weder dem Gestern zugehörig noch dem Morgen. Ein Zwischenfall? Diese NIEMANDSZEIT ist ein merkwürdiger Schwebezustand voller Ungewißheit, einer Unbestimmtheit, die sich in den Bildern spiegelt.
Die Edition zum Zyklus „NIEMANDSZEIT“ besteht aus über 150 Fotografien. Ausstellungen der Arbeit waren im Kultusministerium des Landes MV, Schwerin; im Kulturhaus Wolfen; in Leeds, während des European Visual Arts Project „Cross Borders“; im Städtischen Museum, Minden; im Meyenburg Museum, Nordhausen; in der Galerie Himmelreich, Magdeburg; in der Mönchskirche Salzwedel; in der Nord LB, Hannover; im Landkreishaus Helmstedt etc. zu sehen.